Das normale Gebiss des Erwachsenen besteht auf jeder Kieferseite aus zwei Schneidezähnen, einem Eckzahn, zwei Vorbackenzähnen und insgesamt drei Backenzähnen. Der Weisheitszahn ist der dritte dieser Backenzähne und liegt in der Mundhöhle am weitesten hinten. Es ist derjenige Zahn, der in der Wachstumsphase als letzter Zahn gebildet wird. Seine Entwicklung ist häufig erst im Erwachsenenalter abgeschlossen.
Bei den meisten Menschen reicht der Platz im Kiefer für diese Weisheitszähne nicht aus, so dass sie sich häufig nicht korrekt in die Zahnreihe einordnen können. Die Zähne bleiben dann ganz oder teilweise im Kiefer eingeschlossen, man bezeichnet diesen Zustand als „retiniert“ (zurückgehalten).
Da dieses Problem bis zu 80 % der jungen Erwachsenen in der europäischen Bevölkerung betrifft, müssen sich die meisten Menschen früher oder später mit der Frage der Zahnentfernung auseinandersetzen. Aus diesem Grunde haben wir diese Informationen für Sie zusammengestellt.
Für die Entscheidung über die Entfernung von Weisheitszähnen sind neben dem allgemeinen Gesundheitszustand vor allem folgende Aspekte zu klären:
Zur Beantwortung dieser Fragen wird in der Regel neben der allgemeinen zahnärztlichen Untersuchung ein Übersichtsröntgenbild, (sog. Orthopantomogramm) angefertigt. In speziellen Fällen, bspw. bei einer Lage des Weisheitszahns nahe an einem Gefühlsnerven, kann eine dreidimensionale Röntgenaufnahme erforderlich werden.
Die normale Zahnentwicklung schließt mit dem Erscheinen des Zahnes in der Mundhöhle und mit der Einstellung in die Zahnreihe ab. Wenn diese Entwicklung nicht regulär zum Abschluss kommt, entsteht eine Reihe typischer Probleme.
Die Zahnkrone ist vom Knochen durch einen kleinen Spaltraum abgegrenzt. In diesem Schlupfwinkel entstehen häufig (bei bis zu 50%) Infektionen, die in einzelnen Fällen bis zu schweren Abszessen fortschreiten können. Aus dem Umgebungsgewebe der Zahnkrone können Zysten entstehen, die mitunter große Knochendefekte verursachen. Durch die Krone des Weisheitszahns bzw. das Umgebungsgewebe können die benachbarten Backenzähne geschädigt und Teile der Wurzel regelrecht aufgelöst werden. In gleicher Weise kann das Zahnbett des benachbarten Backenzahnes geschädigt werden.
Durch die Bildung von Schmutznischen kann die Reinigung der Backenzähne erschwert sein, so dass es zu Karies am Weisheitszahn oder am Nachbarzahn kommen kann. Der Weisheitszahn stellt eine „Schwachstelle“ im Knochen dar, so dass eine gewisse Häufung von Unterkieferbrüchen an der Stelle der Weisheitszähne beobachtet wird.
In seltenen Fällen können aus den Umgebungsgeweben der Zahnkrone gutartige aber auch bösartige Tumore entstehen.
Die Empfehlung zu einer Weisheitszahnentfernung ist immer eine individuelle Entscheidung, die Ihr(e) Behandlerin/Behandler nach Ihrer speziellen Befundlage aussprechen wird. Es bestehen aber eine Reihe von Anhaltspunkten aus der wissenschaftlichen Fachliteratur und aus der Diskussion von Expertengruppen, die einen Rahmen für diese Empfehlung bilden.
Demnach sollten Weisheitszähne bei den folgenden Situationen entfernt werden:
Bei folgenden Situationen sollte eine Entfernung der Weisheitszähne zumindest überprüft werden:
In den nachfolgenden Situationen können/sollten die Weisheitszähne belassen werden:
Für die Entfernung von Weisheitszähnen ist im Allgemeinen eine ambulante Behandlung ausreichend. Eine stationäre Behandlung kann selten, beispielsweise bei schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen (Blutungsneigung, Störungen der Immunabwehr) oder besonderen OP-Verläufen sinnvoll sein. Die Zahnentfernung kann pro Kieferhälfte erfolgen oder mehrere Zähne in einer Sitzung umfassen.
Bei der Weisheitszahnentfernung wird grundsätzlich angestrebt, sämtliche Anteile eines Zahnes zu entfernen. In Einzelfällen kann es aber sinnvoll sein, kleine Zahnanteile zu belassen, wenn ansonsten Nervläsionen oder unverhältnis- mäßige Knochendefekte in Kauf zu nehmen wären.
Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
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